Marc Marquez hat seinen ersten MotoGP-Sieg seit 2021 in einem fantastischen Duell mit Francesco Bagnaia beim Heimrennen in Jerez knapp verpasst. Dennoch scheint der Gresini-Pilot nun endgültig ins Spitzenfeld zurückgekehrt zu sein. Selbst in der WM-Wertung sieht es nicht schlecht aus, wie der Ducati-Neuling selbst bemerkt.

Marc Marquez: Nur verhaltene Startphase verhinderte MotoGP-Sieg

"Über das gesamte Wochenende war ich einer der schnellsten Fahrer. Das macht mich glücklich", strahlte Marquez nach dem zweiten Platz am Sonntag. Die Fakten sprechen für ihn: Pole-Position und Kampf um den Sieg am Samstag und Sonntag, auch wenn es letztlich nicht ganz reichte. Doch Marquez fühlt sich bereit für die Rückkehr auf das oberste Treppchen. Auf die Frage, was ihm noch fehle, kam eine kurze Antwort: "Es waren nur die ersten fünf Runden."

Gegen Francesco Bagnaia nachgegeben: Ein neuer Marc Marquez? (06:56 Min.)

Im Sprint war er noch in Führung liegend auf einem nassen Fleck ausgerutscht, wie auch 14 weitere seiner MotoGP-Kollegen. In der Startphase des Grand Prix hielt er sich daher noch zurück: "Es stimmt, dass ich in den ersten 5 Runden noch etwas zu viel Druck auf den Schultern vom Sturz im Sprint spürte. Da war ich ein bisschen sehr vorsichtig." In dieser Phase preschte Bagnaia mit einer sensationellen Startrunde nach vorne. Der Italiener profitierte dann von frischer Luft. "Wenn du vorne bist, dann ist es viel einfacher. Mit der Honda war ich besser, wenn ich hinter jemanden herfuhr. Mit diesem Bike bin ich schneller, wenn ich allein fahre", erklärte Marquez eine der Eigenschaften der Ducati.

Speed ist da, WM-Stand trotz Problemstart vielversprechend

Auch wenn er am Ende das Duell verlor, so blieb das Fazit des Spaniers komplett positiv: "Es ist ein Vergnügen gegen den Weltmeister, die Referenz bei Ducati, zu kämpfen. Ich fuhr auf seinem Level und kämpfte mit ihm. Ich hatte genug Speed, ein Überholmanöver zu versuchen." Besonders angesichts der schwierigen Jahre auf der Honda war die Niederlage gegen Bagnaia zu verkraften: "Das war mein erster richtiger Kampf um einen Sieg unter Trockenbedingungen in den letzten zwei Jahren. Für mich ist das das Wichtigste an diesem Wochenende, das der Speed da war."

Marquez bot dem Weltmeister einen heißen Fight, Foto: LAT Images
Marquez bot dem Weltmeister einen heißen Fight, Foto: LAT Images

Und nicht nur der Speed ist da, auch die Punkte kommen langsam. "Ich habe gerade den WM-Stand gesehen. Mit einem der schlechtesten Saisonstarts meiner Karriere bin ich nur 32 Punkte hinter dem Führenden", deutet Marquez seine WM-Ambitionen an. Nur um danach doch wieder etwas zurückzurudern: "Es ist noch etwas zu früh. Natürlich ist es nicht so, dass ich sage: Ich will die Meisterschaft nicht gewinnen. Aber es ist noch zu früh daran zu denken, denn ich weiß, dass noch Strecken kommen werden, auf denen ich große Probleme haben werde." Welche Strecken er damit meint, ließ der sechsfache MotoGP-Champion aber offen.

Marquez von der Ducati überzeugt: Stürze kamen nicht vom Bike!

Trotz dieser Befürchtungen hatte der 31-Jährige aber bereits am Jerez-Freitag erklärt, dass seine Anpassung an die Ducati nun erfolgt sei. Die Ducati GP23 ist deutlich anders als die Honda, aber gut: "Wenn du verstanden hast, wie du dieses Bike nutzen kannst, dann kommt die Rundenzeit. Ich weiß nicht warum, aber du gehst einfach raus und die Rundenzeit ist da. Ich mache da nichts Besonderes. In der Vergangenheit rutschte ich über beide Reifen und kämpfte mit der Front. Mit diesem Bike fahre ich ruhig und die Rundenzeit kommt. Es gibt mir Vertrauen."

Sein schwacher Saisonstart war von einigen Stürzen geprägt, sonst würde Marquez in der WM sogar noch viel besser dastehen. Er ist überzeugt, dass das nichts mit seinem Bike zu tun hat: "Ich hatte immer noch keinen Sturz, weil ich das Bike überfahren habe. Klar bin ich im Sprint gestürzt, aber da war ein nasser Fleck. Aber ein Überfahren, bei dem ich die Front blockiere oder das Heck verliere, gab es noch nicht." Tatsächlich gibt es für seine Ausfälle andere Erklärungen. In Portimao drückte er im Qualifying das Ride-Height-Device in der Schlusskurve zu früh. Im Rennen kollidierte er dann mit Bagnaia. Im Amerika GP in Austin hatte er mit Bremsproblemen zu kämpfen. Die letzten drei Male als er ohne Sturz ins Ziel kam (2x Sprint, 1x Rennen) erreichte er stets Rang Zwei.

Dementsprechend scheint die Aussicht auf einen WM-Kampf gar nicht unrealistisch. Und Marquez glaubt, dass sogar noch ein bisschen mehr rauszuholen ist: "Wir müssen immer noch mehr Verständnis für die Balance des Bikes entwickelt. Aber wir haben unsere Werkzeuge und werden nach dem Maximum streben. Ich spüre die Unterstützung von Gresini und Ducati, das hilft mir sehr." Beim Test am Montag hatte er weiter gearbeitet und zeigte sich begeistert von den Fortschritten in der Zusammenarbeit mit seiner neuen Mannschaft. Wir haben in Jerez also höchstwahrscheinlich nicht das letzte Duell um den Sieg mit Bagnaia gesehen.

Eine Gegenteilige Entwicklung zu Marquez erlebte in Jerez Pedro Acosta. Während es für den Super-Rookie bisher stets nur bergauf ging, kam am Sonntag der erste Rückschlag. Doch das galt für die gesamte KTM-Fraktion. Was da los war, könnt ihr hier nachlesen.