Was sich in den vergangenen Wochen und Monaten immer mehr abgezeichnet hatte, ist nun offiziell. Adrian Newey verlässt im ersten Quartal 2025 nach mehr als 18 Jahren das Formel-1-Team von Red Bull. In einer Pressemitteilung am Mittwoch vor dem Miami Grand Prix wurde der Abgang des Chefdesigners der Bullen offiziell kommuniziert.

"Für fast zwei Jahrzehnte war es mir eine große Ehre, eine Schlüsselrolle beim Voranschreiten von Red Bull Racing von einem Neuankömmling zu einem mehrfachen Weltmeisterteam gespielt zu haben", wird Newey in der Pressemitteilung zitiert. "Jedoch habe ich das Gefühl, dass jetzt ein günstiger Zeitpunkt ist, um den Staffelstab an andere weiterzureichen und neue Herausforderungen für mich zu suchen."

2006 stieß Newey zu Red Bull, Foto: Sutton
2006 stieß Newey zu Red Bull, Foto: Sutton

Newey-Abschied: Fokus auf RB17

Bereits seit längerem war bekannt, dass Newey bei Red Bull unglücklich gewesen sein soll. Dies soll vor allem an dem internen Machtkampf beim Brausekonzern gelegen haben, der vor allem zwischen Teamchef Christian Horner und Motorsportberater Dr. Helmut Marko geführt wurde. Darunter soll auch das Verhältnis zwischen Newey und Horner gelitten haben.

Bis zu seinem Ausscheiden aus dem Formel-1-Team soll Newey die Mannschaft aus Milton Keynes im weiteren Jahresverlauf noch bei spezifischen Rennen an der Strecke unterstützen. Aus der Design-Arbeit wird sich der 65-Jährige hingegen mit sofortiger Wirkung zurückziehen. Zudem soll Newey weiterhin am Supersportwagen-Projekt RB17 arbeiten und sich auf die finale Entwicklung sowie die Auslieferung desselbigen fokussieren. Der RB17 soll im Juli beim Goodwood Festival of Speed in Großbritannien präsentiert werden.

Newey führt Red Bull zu 13 WM-Titeln

Unter Neweys technischer Führung entwickelte sich Red Bull seit 2006 von einem Mittelfeldteam zu einer Top-Mannschaft. 2009 feierte Sebastian Vettel beim China-GP den ersten Sieg für Red Bull, von 2010 bis 2013 fuhr der Heppenheimer vier WM-Titel in Folge ein. Auch in der Konstrukteurs-WM belegte Red Bull vier Jahre in Folge Platz eins.

Nachdem Red Bull zu Beginn der Hybrid-Ära unter dem strauchelnden Renault-Motor litt, wurde mit dem Wechsel zu Honda-Antrieben einmal mehr der WM-Titel ins Visier genommen. In einer denkwürdigen Saison 2021 konnte Max Verstappen den fünften Fahrer-Titel für Red Bull einfahren. In der Ground-Effect-Ära dominiert Red Bull seit 2022 abermals, in der vergangenen Saison brach Verstappen mit 19 Siegen aus 22 Rennen zahlreiche Formel-1-Rekorde.

Christian Horner würdigt Newey

"Seine Vision und Brillanz haben uns dabei geholfen, 13 Titel in 20 Saisons zu gewinnen", würdigte auch Teamchef Christian Horner in der Pressemittelung das Wirken Neweys in Milton Keynes. "Seine unglaubliche Fähigkeit, Dinge über die Formel 1 hinauszudenken und Inspirationen in das Design von Grand-Prix-Autos einfließen zu lassen, sein bemerkenswertes Talent, Veränderungen anzunehmen und die wichtigsten Bereiche der Regeln ausfindig zu machen, sowie sein unnachgiebiger Wille zu gewinnen, haben Red Bull Racing dabei geholfen, mehr zu werden, als sich das selbst der Verstorbene Dietrich Mateschitz hätte vorstellen können." Horner hält fest: "Für mich war Adrian schon ein Superstar-Designer, als er zu Red Bull kam. Zwei Dekaden und 13 Weltmeistertitel später verlässt er als wahrhaftige Legende."

Teamchef Horner würdigt Newey als Legende, Foto: LAT Images
Teamchef Horner würdigt Newey als Legende, Foto: LAT Images

Bei Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz, der im Oktober 2022 verstorben war, bedankte sich auch Newey in der Presseaussendung, ebenso wie bei Horner: "Auf einer persönlichen Note würde ich mich bei den Anteilseignern bedanken wollen, dem Verstorbenen Dietrich Mateschitz, Mark Mateschitz und Chalerm Yoovidhya für ihre unerschütterliche Unterstützung während meiner Zeit bei Red Bull und Christian, der nicht nur ein Geschäftspartner, sondern auch ein Freund unserer jeweiligen Familien war." Auch bei Red-Bull-CEO Oliver Mintzlaff sowie bei Manager Eddie Jordan bedankte sich Newey.

Ferrari, Mercedes oder Aston Martin: Wohin zieht es Newey?

Mit dem Wechsel wäre für Newey nun also auch offiziell der Weg frei, um zu einem anderen Team in der Formel 1 zu wechseln. Vor allem Ferrari soll derzeit hoch im Kurs stehen, sich die Dienste des wohl begehrtesten Ingenieurs in der Königsklasse zu sichern. Bereits mehrmals gab es Berichte darüber, dass Newey auf dem Flughafen von Bologna gesichtet worden war, der nur unweit von Maranello liegt.

Ferrari, die erst im Winter Lewis Hamilton als neuen Fahrer an Land gezogen hatten, könnten damit eine Mannschaft mit dem erfolgreichsten Piloten der Formel 1 in Kombination mit einem der erfolgreichsten Techniker der modernen Königsklasse schaffen. Erst im September 2023 sprach der Star-Ingenieur von einem "emotionalen Bedauern", nie mit Fernando Alonso, Lewis Hamilton und Ferrari zusammengearbeitet zu haben. Die Scuderia soll bereits vor einigen Jahren an Newey mit einem Mega-Angebot herangetreten sein. Newey lehnte damals ab, mit einem Wechsel zu Ferrari könnte er nun zwei der Ziele auf einen Streich erfüllen.

Aber auch Aston Martin und Mercedes sollen bereits ihre Fühler nach Newey ausgestreckt haben. Im Gegensatz zu Ferrari könnten die Silberpfeile und auch die Truppe aus Silverstone einen Arbeitsplatz auf der Insel bieten und das bei vergleichbar breit aufgestellten Ressourcen, wie er sie bei Red Bull oder Ferrari vorfindet.